FORUM 4/2023 Von der Notwendigkeit Schutzkonzepte weiterzuentwickeln


Liebe Leser*innen!

In diesem Jahr hat der Verband Kinder- und JugendarbeitHamburg e.V. eine Fortbildungsreihe zum Thema Schutzkonzepte in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (weiter-)entwickeln angeboten. Mit dieser Ausgabe möchten wir an diesen Prozess anschließen und eine weitere Auseinandersetzung und Sensibilisierung mit dem Thema anstoßen. Wenn wir die Rechte von Kindern, Jugendlichen und Jungerwachsenen ernst nehmen wollen, müssen wir Schutzkonzepte weiterentwickeln. Damit meinen wir zum einen
die Erweiterung des Gewaltbegriffs und somit auch des Schutzbegriffs, indem Diskriminierungsformen mitgedacht werden. Zum anderen geht es um eine partizipatorische Haltung, die wir gemeinsam mit dem Arbeitsfeld der OKJA erarbeiten möchten.

Ziel ist es Schutzkonzepte raus der Schublade zu holen und als aktives Werkzeug für die alltägliche Arbeit nutzen zu können. Dafür ist uns die Betonung auf den prozesshaften Charakter von Schutzkonzepten wichtig. Nur wenn der Inhalt des Schutzkonzeptes regelmäßigmit allen Beteiligten rückgesprochen wird, können Mitarbeiter*innen und Besucher*innen sich das Schutzkonzept der Einrichtung zu eigen machen, mitbestimmen und weiterentwickeln. Diese Haltung in der Praxis umzusetzen benötigt Reflektionsräume, Wissen, finanzielle und personelle Ressourcen.


Zu Beginn des Heftes findet ihr ein Glossar mit unterschiedlichen Begriffserklärungen, zu Begriffen, die in den Beiträgen dieser Ausgabe vorkommen oder die wir im Laufe der Fortbildungsreihe gesammelt haben. Wir haben das Verständnis, dass Sprache Wirklichkeit schafft und sich dank Fachdiskursen und Empowermentprozessen stetig weiterentwickelt. Wir möchten an dieser Stelle die Wichtigkeit von Neu- und Selbstbezeichnungen sichtbarmachen, eine leser*innenfreundliche, barrierearme Sprache nutzen, sensibilisieren und Diskriminierung durch Sprache möglichst vermeiden.

Zum Schwerpunktthema der Ausgabe „Von der Notwendigkeit Schutzkonzepte weiterzuentwicklen“ haben auch einige Referent*innen unserer Fortbildungsreihe einen Beitrag zu ihrem jeweiligen Fortbildungsthema geschrieben. Unter anderem findet ihr in dieser Ausgabe Texte von: Fabienne Fröhlich zum Zusammenhang zwischen dem Sprechen über Sexualität und der Auseinandersetzung mit eigenen (Norm-)Vorstellungen und Werten, der eigenen Sozialisation und Biografie. In dem Beitrag werden sexualpädagogische Konzepte unter Genderperspektiven beleuchtet.

Silke Betscher und Che Wiafe, die ein Praxisforschungsprojekt zu diversitäts- und diskriminierungssensibler Organisationsentwicklung vorstellen. Anhand der Ergebnisse des Projektswird aufgezeigt, dass für den Einbezug von Diskriminierungsformen in Schutzkonzepte eine gänzlich andere innere Konzeption von Gewaltschutz und Prävention gedacht werden muss.

Das Team Baui Hexenberg berichtet aus der Praxis eines diskriminierungssensiblen Arbeitskonzeptes. In dem Beitrag wird u.a. deutlich, dass sich auszutauschen und voneinander zu lernen Barrieren minimiert und eigene Begrenzungen abbaut.

Alida Birke und Tanja Rusack beschreiben wie die persönlichen Rechte junger Menschen anhand der Leitlinien Choice, Voice und Exit sichergestellt werden können und welche Rolle dabei die Implementierung eines Beschwerdeverfahrens spielen kann.

Neben dem Schwerpunktthema der Ausgabe findet ihr den Beitrag Be an Ally! Allyship als Handlungsoption und gesellschaftliche Veränderungsstrategie von Anna-Kristina Mohos und einen Text von Daniel Holtermann und Laura Sasse, der sich mit Antisexistischer Awareness in pädagogischen Teams beschäftigt. Außerdem stellen wir euch das Konzept der leeren Seite vor, mit der wir auf die zumeist fehlende Perspektive junger Menschen im FORUMaufmerksam machen wollen.

Wir hoffen allen Leser*innen mit dieser Ausgabe eine interessierte Lesezeit, Lust auf fachliche Weiterentwicklung und Impulse für die praktische Arbeit ermöglichen zu können. Allen einen guten Jahreswechsel und einen schönen Start in das Jahr 2024.
Fabienne von Hohenthal, Anja Post-Martens, Vera Koritensky und ein letztes Mal an dieser Stelle Esther Brandt

 

Das Editorial als PDF findet ihr hier und das Inhaltsverzeichnis als PDF hier.